Montag, 28. Dezember 2015

Auf den Status kommt es an

Hilft Hochstatus einer Führungskraft tatsächlich weiter?
Wenn wir mit anderen Menschen in Kontakt treten, stellt sich immer die Frage: Wie soll diese Begegnung stattfinden? Die Entscheidung, WIE wir mit unserem Gegenüber interagieren wollen, läuft normalerweise als weitgehend unbewusster Prozess ab. Es macht jedoch durchaus Sinn, einige Dinge dabei zu beachten.
Insbesondere im Gespräch mit Mitarbeitern hat die richtige Wahl der Gesprächsstrategie eine enorme Auswirkung auf die weitere Zusammenarbeit.




Dazu stelle ich Ihnen drei Kommunikationsformen vor, die wahrscheinlich ein jeder von uns tagtäglich anwendet ohne es zu wissen. Jede davon führt jedoch zu unterschiedlichen Ergebnissen, daher empfehle ich in meinen Seminaren und Coachings allen Führungskräften, sich damit ausführlich zu beschäftigen.

Ein Männlein steht im Walde ...

Welche Bedeutung die bewusste Anwendung dieser Techniken haben könnte, möchte ich Ihnen an einem Beispiel verdeutlichen:
Stellen Sie sich vor, Sie gehen im Wald spazieren und plötzlich stehen Sie einem kleinen grauen Wesen in einem silbrig glänzendem Overall gegenüber. Hinter diesem Wesen befindet sich ein elliptisches, unglaublich imposantes Raumschiff. An dieser Stelle können Sie auch gerne Ihre Vermutung aussprechen, dass es sich hierbei wohl um keinen Missionar einer freikirchlichen Glaubensgemeinschaft handelt, sondern eher um einen grauen Knirps aus einer völlig anderen Welt. Im langweiligsten Fall aus Kanada, aber höchstwahrscheinlich handelt es sich hier um einen Besucher von einem fremden Planeten! So ein richtiger Alien mit allem Drum und Dran.

Wie dieser Kontakt weiter verlaufen wird und welche Auswirkungen dies auf das Schicksal unserer Erde haben könnte, liegt ganz an Ihrer Entscheidung, WIE Sie diesem grauen Zwerg nun begegnen werden.
Sie könnten ihm beispielsweise zeigen, wer hier auf der Erde der Boss ist und unserem Weltenbesucher mit dem nächstbesten Holzstamm ordentlich eins überbraten. Oder ihm klar machen, dass er gefälligst wieder verschwinden sollte, schließlich ist das Ihr Wald und überhaupt und außerdem.
Sie könnten sich aber auch spontan auf den Boden werfen und um Gnade winseln, noch bevor unser extraterrestrischer Freund mit der Wimper zucken konnte (nehmen wir mal an, er besitzt besonders schöne, lange Wimpern).
Sie könnten sich aber auch an Filme wie „Tarzan & Jane“ oder „E.T.“ erinnern und versuchen, möglichst sympathisch zu wirken und dabei behutsam Kontakt zu ihm aufzunehmen. Indem Sie beispielsweise langsam den Arm heben und dem Kerl gegenüber ein gemütserweichendes „Hi“ zuflöten.

Je nachdem, für welche Strategie Sie sich entscheiden: Dieses Wesen hatte noch wenige Minuten zuvor keine Ahnung, wer wir Menschen sind und vor allem: wer Sie sind. Abhängig von Ihrem Verhalten wird er jedoch entweder die Erde zurück in die Steinzeit bomben, sich langweilen und wieder in sein Raumschiff steigen oder Ihr bester Kumpel werden.
Wie Personen auf uns reagieren, hängt also ganz davon ab, wie wir uns verhalten. Oder mit anderen Worten: Wir bekommen immer das zurück, was wir aussenden.
Dabei erhält der Status, den wir einnehmen, wesentliche Bedeutung.
Darunter ist zu verstehen, dass es an uns liegt, ob wir uns entscheiden dominant oder herrisch aufzutreten, ob wir uns unterwerfen oder ob wir mit unserem Gesprächspartner auf Augenhöhe kommunizieren. Alle drei Strategien stelle ich Ihnen vor und jede davon besitzt ihre Vor- und Nachteile.

Der König bin ich: Hochstatus

Führungskräfte befinden sich normalerweise per Definition, bedingt durch die hierarchischen Strukturen der meisten Unternehmen, in diesem Status. Viele Manager unterstreichen diesen Umstand noch zusätzlich mit entsprechenden Gesten oder einer Gesprächsführung, die keine Zweifel offen lässt.
„Frau Müller, bringen Sie mir mal die Akte Werwerich ins Büro“, schallt es da schon mal gerne durchs Telefon der Assistentin im Nebenzimmer. Natürlich ohne die Zeit mit nervigen Grußworten oder einer kurzen Verabschiedung zu vergeuden. „Höflichkeit steht keinem Chef. Ist unnötige Schminke, mit der man nur lächerlich wirkt.“
So in etwa wird dieser Vorgesetzte sein Verhalten höchstwahrscheinlich begründen, sollten Sie den Mut besitzen, ihn darauf anzusprechen.

Auch auf der nonverbalen Ebene demonstrieren wir auf unterschiedlichste Weise Hochstatus. Beispielsweise, indem wir unsere Körperfläche vergrößern, also die Arme von uns strecken wie ein Sumo-Ringer kurz vor dem Angriff. Wir stemmen die Hände in die Hüften oder wir nehmen einen breiteren Stand als nötig ein. Falls Sie dabei jetzt an einen beliebigen Western-Film denken und als Uhrzeit die Zwölf im Kopf haben, liegen Sie mit diesem Bild völlig richtig.
Auch ein nicht erwidertes Lächeln oder jegliches Ignorieren von Mitarbeitern, die mit Ihnen Kontakt aufnehmen wollen, werden diese als Hochstatus interpretieren.
Jede Form von Respektlosigkeit und Arroganz zählt zu diesem Status. Wenn wir es nicht für nötig halten, den üblichen Bürogruß zu erwidern, dann signalisieren wir hier eine höhere Rangordnung, ganz gleich, ob diese tatsächlich so vorhanden ist oder nicht.

In einer Firma, in der ich als Verkaufsleiter arbeitete, gab es eine Kollegin, die ihre Entscheidung, Kollegen zu grüßen, von ihrer Gemütslage abhängig machte. Da sie meist miese Laune hatte, blieb eine Begrüßung oder Verabschiedung am Ende des Bürotages für gewöhnlich unerwidert. Das hatte zur Folge, dass ich sie überhaupt nicht mehr grüßte. An dieser Stelle war es mir absolut egal, dass diese Dame zur Geschäftsführung gehörte. Sie hat es überlebt, ich ebenso, aber das Klima unserer Zusammenarbeit litt empfindlich darunter.

Hochstatus signalisiert Überlegenheit. Das kann auch Sinn machen, beispielsweise in Management-Meetings, wenn der Kollegen vom Marketing mit völlig abstrusen Ideen den Geschäftsführer zu begeistern droht und der Vertriebsleiter dem ganzen Treiben ein Ende bereiten möchte. Also im bilateralen Bereich.
Aber auch Mitarbeitern gegenüber, die Ihnen gegenüber Hochstatus einnehmen. Das kann durchaus mal vorkommen.

 

Worauf Führungskräfte achten sollten

Führungskräften empfehle zwei Punkte, auf die sie achten sollten, wenn sie mit Teammitgliedern kommunizieren. Zum einen, ob es wirklich notwendig ist, ihre ohnehin höhere hierarchische Position zusätzlich noch mit einem Hochstatus-Verhalten zu demonstrieren.
Natürlich sollten Führungskräfte ihre Rolle spielen, denn die Mitarbeiter erwarten einen starken Anführer, bei dem sie darauf vertrauen können, dass er die richtigen Entscheidungen trifft. Da braucht es auch ein charismatisches Auftreten, eine souveräne Körpersprache und klare Ansagen. Aber wenn sich der Manager zu sehr von seinen Leuten abhebt, dann verliert er irgendwann den Kontakt zu ihnen. Das wäre nicht nur schlecht für die Zusammenarbeit, sondern wirkt sich auch mittelbar auf die Unternehmenszahlen aus.
Den Chef, der polternd wie ein Gorilla durch das Büro fegt und alle platt macht, die es wagen im falschen Rhythmus zu atmen, wird heute niemand mehr akzeptieren. Natürlich wagt es keiner, ihm das zu sagen, jedoch ziehen die Mitarbeiter mit der Zeit den Kopf ein. Und zwar dauerhaft. „Innere Kündigung“, nennt das Meinungsforschungsinstitut Gallup diesen Zustand, den inzwischen etwa 17% der heimischen Angestellten erreicht haben.

Zum anderen sollten Führungskräfte auch auf Hochstatus-Signale ihrer Mitarbeiter achten, wie ich weiter oben schon kurz andeutete. Wenn diese Signale nämlich überhand nehmen, kann die Rolle des Anführers gehörig ins Wanken geraten, Organigramm hin oder her.
Eine typische Hochstatus-Geste, die jedoch häufig nicht als solche erkannt wird, ist jegliche Form von lässigem Sitzen.
Dazu sollten wir den geschichtlichen Hintergrund einen Moment lang betrachten: Früher war es nur dem König gestattet, am Thron Platz zu nehmen und er war es auch, der sich die Freiheit nahm, so zu sitzen, wie es ihm passte. Wollte er sich in den Stuhl fläzen, dann tat er das. Dem Adel und allen anderen war dies in der Gegenwart des Herrschers nicht gestattet. Sie mussten eine aufrechte Sitzhaltung einnehmen, eine letztlich unbequeme Form des Sitzens. Wer sich nicht daran hielt, widersetzte sich dem höfischen Verhaltenskodex und galt als „un-höflich“.
So verhalten wir uns heute auch noch und jede Form, die dieser Norm abweicht, kann man zum Hochstatus zählen. Natürlich müssen Mitarbeiter nicht wie Playmobil-Figuren ihrem Chef gegenübersitzen, aber ich empfehle Ihnen, betont lässig agierende Mitarbeiter im Auge zu behalten.
Schließlich verfolgt jedes Verhalten grundsätzlich einer ganz bestimmten Motivation oder mit anderen Worten: Unsere Körpersprache „geschieht“ niemals einfach nur so. Sie erfüllt immer ein Ziel, das uns einen Vorteil bringen soll.

Sie schaffen mit einem Hochstatus-Verhalten also in erster Linie Distanz zu Ihrem Gegenüber. Das kann hilfreich sein, sollte aber nicht übertrieben werden, denn der Grad zwischen einem „gesunden“ Abstand und empfundener Arroganz, die normalerweise Abwendung zur Folge hat, ist nur sehr schmal.
Das nächste Mal beschäftigen wir uns mit einer weiteren Kommunikationsform und zwar dem Tiefstatus.


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