Montag, 28. Dezember 2015

Frauen und Männer im Team - Sieben Tipps, wie es miteinander funktioniert

Frauen und Männer im Team?
„Es gibt keinen weiblichen Mozart, weil es keinen weiblichen Jack the Ripper gibt“, schrieb die US-amerikanische Gesellschaftskritikerin Camille Paglia bereits Ende der sechziger Jahre und bringt es damit auf den Punkt: Männer neigen, weit mehr als Frauen, zu Extremen. Paglias Feststellung belegte sich inzwischen in vielen Forschungsarbeiten, die seit der Jahrtausendwende mittels modernen Bildgebungsverfahren durchgeführt wurden: Frauen und Männer besitzen unterschiedliche Wahrnehmungen.

Nur keine Diskriminierung

Diese Erkenntnis stößt bei beiden Geschlechtern häufig auf Ablehnung, schließlich wollen wir im Grunde alle gleich sein. Nur keine Diskriminierung lautet der Grundsatz. Doch letztlich dreht sich weniger Frage darum, wer jeweils besser oder schlechter abschneidet, sondern, wie wir uns ergänzen können.

Im beruflichen Alltag bedeutet diese unterschiedliche Wahrnehmung in vielen Fällen eine Herausforderung für Führungskräfte. Nicht selten kracht es in Teambesprechungen ganz gehörig, wenn Frau Huber von den männlichen Kollegen mal wieder unterbrochen wird, weil diese bereits eifrig an einer Lösung arbeiten.
Gleichzeitig könnte Herr Meier zum wiederholten Male aus der Haut fahren, weil seine Kollegin, völlig respektlos, an seinen Schreibtisch stürmt, um mit ihm etwas zu besprechen.
In solchen Situationen sind nicht nur Führungskräfte mit viel Einfühlungsvermögen und Führungsstärke gefragt, sondern vor allem jene, die in der geschlechtsspezifischen Kommunikation geschult wurden. Denn nur dann können Konflikte zufriedenstellend gelöst werden. Oder noch besser: Sie entstehen erst überhaupt nicht.

Doch worauf sollten Manager und Teamleiter in der Zusammenarbeit mit gemischtgeschlechtlichen Teams achten? Die wichtigsten Tipps habe ich für Sie zusammengefasst.

Territorium

Wann sind Sie das letzte Mal in das Büro Ihres Kollegen ohne anzuklopfen marschiert oder wenigstens kurz, an der Türschwelle, stehenzubleiben? Und? Wie hat er darauf reagiert?
Vermutlich rückte er ein Stück nach hinten, vielleicht lehnte er sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Es kann aber auch sein, dass er genau das Gegenteil tat und er beugte sich nach vorne oder schob etwas von sich weg.
Männern ist ihr Territorium nämlich heilig und wer ihr Reich ohne Erlaubnis betritt, wird zum Eindringling. Dann reagieren sie entweder mit Flucht, Dominanzgesten oder sogar mit Angriff. Frauen rate ich an dieser Stelle, an der Grenze zu den „Bereichen“ des Kollegen kurz inne zu halten, Blickkontakt aufzunehmen und erst anschließend einzutreten oder sich auszubreiten. Da territoriale Ansprüche für Frauen weniger Bedeutung haben, können diese es nicht verstehen, weshalb der liebe Kollege plötzlich bei jeder Gelegenheit Giftpfeile verschießt und das nur, weil sie letzte Woche ungefragt zum wiederholten Male in sein Büro gestürmt kam.

Kommunikation

Ich mache es kurz: Ja, Frauen sind den Männern verbal in den meisten Fällen überlegen. Sie sind nicht nur in der Lage zu reden und dabei gleichzeitig zuhören zu können (und nein, wir Männer verfügen nicht über diese Gabe), sondern der Bereich für Kommunikation nimmt im weiblichen Gehirn weite Teile beider Gehirnhälften ein, im Gegensatz zum männlichen Gehirn. Das bedeutet einen üblicherweise größeren Wortschatz und eine besser ausgebildete Fähigkeit, sich zu artikulieren.
Studien zeigten jedoch auch, dass wir auf unterschiedliche Weise kommunizieren. Während Frauen dazu neigen, sich über emotionale Inhalte auszudrücken, tauschen Männer in erster Linie Informationen aus. Das männliche Gehirn ist darauf trainiert, Lösungen zu erzielen und wir filtern alle Nachrichten darauf, wie wir schnellstmöglich Probleme und Hindernisse aus dem Weg räumen. Während also die Kollegin dem Herrn Hintertupfinger von ihren Problemen mit der Standortanalyse des Kunden XY erzählt, wird der liebe Herr Kollege ständig versuchen, ihr Dilemma zu lösen. Sie kann mit seinen Antworten aber nichts anfangen, denn ihr ist nicht nach Problemlösung, sondern sie möchte einfach nur darüber reden, um so etwas Stress abzubauen. Unser Herr Hintertupfinger wiederum versteht nicht, weshalb die Kollegin frustriert sein Büro verlässt, obwohl er ihr eine ganze Reihe an Lösungen anbot.
Ich schlage meinen Klientinnen an dieser Stelle gerne vor, in Besprechungen mit männlichen Kollegen, zuerst mit Zahlen, Daten, Fakten zu beginnen, statt die Hintergründe eines Themas zu beleuchten. So erhalten sie nämlich die ungeteilte Aufmerksamkeit ihrer Kollegen.
Männern empfehle ich im informellen Gespräch mit der Kollegin sicherheitshalber nachzufragen, ob sie sich nur unterhalten möchte, oder an einer Problemlösung interessiert ist.
Diese beiden Tipps helfen Ihnen mit Sicherheit, den Büroalltag angenehmer zu gestalten.

Emotionen

Bei Spiegelneuronen handelt es sich um Nervenzellen in unseren Gehirnen, die - einfach ausgedrückt - für unser Mitgefühl zuständig sind. Wir alle besitzen sie, jedoch haben Frauen weit mehr davon. Aus diesem Grund kommt es mitunter zu Situationen, wo die Partnerin zu heulen beginnt, weil Lassie, aus der gleichnamigen Tier-Serie, zum wiederholten Male in eine Bärenfalle tappt. Der liebevolle Partner sitzt stattdessen regungslos daneben. Schließlich meint er: „Jetzt heul doch nicht! Das ist ja nur ein Film. Die Lassie ist dressiert, die Falle ein Fake und außerdem: was macht ein Hund überhaupt mutterseelenallein in dieser Gegend? Ist total unlogisch!“, und ist völlig davon überzeugt, sie hinreichend beruhigen zu können.

Wir Männer begegnen Emotionen vorwiegend auf Basis von Analyse und Problembewältigung. Auch bei Erinnerungen an vergangene Ereignisse sind es Zahlen und Fakten, an die wir Männer uns erinnern. Frauen rufen sich eher Gefühle in Erinnerung, die sie damals empfanden.

Rangspiele

Männer lieben Rangspiele und sie werden nie müde, sich gegenseitig aufzuziehen.
Liebe Frauen, ich kann Ihnen nur raten, entweder dabei mitzumachen oder es zu ignorieren. Andernfalls werden die männlichen Kollegen Sie nicht akzeptieren. Das ist die zwar harte, aber simple Formel zum Erfolg.
Männer befinden sich von Kindesbeinen an in einem permanenten Wettbewerb um Macht, Anerkennung und eine möglichst hohe Rangordnung innerhalb einer Gruppe. Dies ist zum einen in den Genen verankert und zusätzlich sorgt unser männliches Testosteron dafür, dass unser Leben einen ständigen Kampf bedeutet, sich beweisen zu müssen.
Frauen können mit diesen Rangspielen normalerweise nichts anfangen. Im Gegenteil: Sie finden dieses Getue ausgesprochen dämlich.
„Schöner Anzug, Herr Kollege. Gab es den auch in Ihrer Größe?“
Bei diesem Spruch gibt es vom Kollegen für gewöhnlich eine entsprechende Antwort und beide Seiten grinsen sich zufrieden an. Kerle eben. Jetzt stellen Sie sich vor, eine Frau würde das zu ihrer Kollegin sagen.
Genau.
Und das ist der Unterschied in diesem Bereich.
Ich empfehle meinen Geschlechtsgenossen, Sticheleien gegenüber Frauen bestmöglich zu unterdrücken. Speziell für Führungskräfte ist dieser Punkt eine Herausforderung und Sie sollten sehr sensibel damit umgehen.
Wenn sich beide Geschlechter unterscheiden, ist es in diesem Punkt besonders deutlich.

Grenzen

Für Männer hat das Aufzeigen von Grenzen, aber auch die meisten Konflikte, häufig etwas von Wettbewerben. Wir messen unsere Kräfte in Meetings und bei Besprechungen, dabei testen wir unsere Rangordnung aus und versuchen, Grenzen zu erweitern. Insbesondere weiblichen Führungskräften empfehle ich, diesen Aspekt in der Zusammenarbeit mit Mitarbeitern oder Kollegen zu beachten.
Frauen zeigen Grenzen dann auf, wenn sie sich bedroht fühlen. Ihre Reaktionen sollten die männlichen Kollegen auch ernst nehmen, denn hier wird nicht gespielt. Die Kollegin empfindet diese Situation höchstwahrscheinlich als eine ernstzunehmende Bedrohung und dementsprechend heftig reagiert sie darauf, koste es, was es wolle.

Hierarchie

Für Männer besitzen hierarchische Strukturen einen enorm hohen Stellenwert. Wir erkämpfen unseren Status, leisten viel und bringen eine Menge Opfer, um möglichst hoch innerhalb einer Gemeinschaft aufzusteigen. Wenn wir dann endlich zum Verkaufsleiter, Geschäftsführer oder CEO ernannt wurden, unternehmen wir alles, um nicht vom Thron gestoßen zu werden.
Für das männliche Gehirn ist eine Degradierung gleichbedeutend mit einem Todesurteil. Wer an Rang verliert, wird von den anderen Männern erschlagen. Diese Schlussfolgerung lässt zumindest eine neuere Arbeit zu, nach der Wissenschaftler herausfanden, dass etwa jeder zweite unserer männlichen Vorfahren eines gewaltsamen Todes starb. Den Verletzungen nach zu urteilen, die anhand der Skelette festgestellt wurden, wurden die meisten unserer männlichen Vorfahren schlichtweg erschlagen. Nicht von den Frauen, sondern von Männern.
Weibliche Führungskräfte sollten diesen Punkt berücksichtigen, wenn sie männlichen Mitarbeitern mit dem Entzug von Kompetenzen oder ähnliche Formen der Degradierung drohen. Nicht selten verlässt ein wertvoller Mitarbeiter ein Unternehmen, nur wegen einer unbedachten Äußerung, die sein Gehirn in Alarmzustand versetzt.

Konflikte

Wenn es zu Konflikten kommt, schmieden Frauen häufig Allianzen, verbünden sich gegen den Gegner, während Männer gerne laut und körperbetont reagieren. Ähnlich wie im Falle von „Grenzen aufzeigen“ empfinden Frauen Konflikte als massive Bedrohung, während Männer auch hier eher dazu neigen, Positionen auszutesten. Diese Aspekte sollten Sie berücksichtigen, wenn Konflikte in ihrem Team aufkeimen und Ihre Mitarbeiter oder Kollegen entsprechend abholen.

Profitieren Sie von dieser Kombination

Aus meiner langjährigen Erfahrung als Führungskraft kann ich Ihnen als Teamleiter/in nur empfehlen, möglichst immer Frauen und Männer gleichermaßen ins Team zu holen, auch wenn die Herausforderung für Sie dadurch steigt. Eine Organisation wird von dieser Kombination letztlich nur profitieren, insbesondere in Führungspositionen. Dass Frauen jedoch lukrative Positionen ablehnen, ist keine Seltenheit und macht die Durchführung meines Vorschlages nicht einfacher, dessen bin ich mir durchaus bewusst.

Die Zusammenarbeit zwischen Frauen und Männern kann wunderbar funktionieren, wenn gewisse Spielregeln beachtet werden. Im Rahmen meiner Workshops, Coaching und Seminare begleite ich Unternehmen in diesem Prozess. Mehr dazu finden Sie auf meiner Homepage unter „Seminare“.

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