Montag, 28. Dezember 2015

Die Körpersprache der Hände

Unsere Hände verraten viel von dem, woran wir gerade denken
Trotz der Entwicklung der Sprache ist die nonverbale Kommunikation bereits seit Urzeiten fest in uns verankert. Hier kommt den Händen besondere Bedeutung zu, denn mit ihnen kommunizieren wir unsere Gefühle und Gedanken. Stärker, als mit jedem anderen Teil unseres Körpers.
Aus diesem Grund zählen Handgesten zu wichtigen Indikatoren, um unseren Gesprächspartner besser verstehen und einschätzen zu können.







Interessanterweise schenkt das Gehirn den Fingern und Händen unseres Gegenübers unverhältnismäßig viel Aufmerksamkeit. Weit mehr als allen anderen Körperstellen. Eine Erklärung könnte sein, dass wir von Beginn an mit unseren Händen die Welt entdecken. Ebenso spenden die Hände der Eltern in den ersten Lebensmonaten Sicherheit und Schutz. Vermutlich liegt es außerdem daran, dass die frühen Menschen schnell erkannten, wie gut wir Waffen mit unseren Händen benutzen konnten.
Welche Gründe auch immer dafür verantwortlich sind, Hände faszinieren uns.

Zeigt her eure Hände

Wie wichtig es für uns ist, in Gesprächen die Hände zu sehen, können Sie mit einem einfachen Experiment überprüfen. Dazu verbergen Sie Ihre Hände für die Dauer eines Gespräches, am besten unter dem Tisch oder hinter dem Rücken, sollten Sie stehen.
Am Ende der Unterhaltung bitten Sie Ihren Gesprächspartner Ihnen mitzuteilen, was er dachte und fühlte, als sie sich unterhielten. Misstrauen, übertriebene Vorsicht und Unsicherheit gehören zu den häufigsten Antworten, die man in diesem Fall erhält.

Doch welche Informationen erhalten wir von den Gesten und Bewegungen der Hände, die wir bei unseren Gesprächspartnern beobachten können?
Grundsätzlich verraten die Hände viel darüber, was gerade in unseren Köpfen los ist. Also welche Gedanken und Gefühle uns in diesem Moment bewegen.

Die Bedeutungen einzelner Gesten

Es beginnt mit der Berührung.
Hier erkennen wir bereits, wie nah oder distanziert die Person uns gegenüber eingestellt ist. Benutzt unser Gesprächspartner lediglich die Fingerspitzen, um uns beispielsweise an der Schulter zu berühren, dann möchte diese Person möglicherweise Nähe signalisieren (vielleicht, weil sie einmal ein Körpersprache-Seminar besuchte), empfindet jedoch eine nur geringe Zuneigung oder möchte lieber auf Distanz bleiben. Sei es aus Sympathie oder aus Unsicherheit.
Berühren wir jedoch eine andere Person mit der ganzen Handfläche, legen etwa die Hand auf den Oberarm, wenn nur für wenige Sekunden, dann signalisieren wir Nähe, die als solche wahrgenommen wird.
Diese Unterschiede spüren wir instinktiv, auch ohne Körpersprache-Seminar, denn wir kennen die Bedeutung dieser Gesten seit Jahrmillionen. Heute achten wir vielleicht nicht mehr so sehr darauf und sprechen oftmals von einem „Bauchgefühl“. Davon, dass etwas nicht stimmte. Tatsächlich reagieren wir jedoch unbewusst auf nonverbale Signale.

Fühlen wir uns sicher, zufrieden, entspannt, fließt Blut in die Hände und sie werden warm und geschmeidig. Bei Stress fühlen sie sich deutlich kälter und starrer an.

Eine häufige und gleichzeitig fast immer unbewusste Bewegung ist eine Vergrößerung der Hand, indem wir die Finger spreizen. Das machen wir dann, wenn wir uns stark und selbstbewusst fühlen. Wir nehmen auf diese Weise mehr Raum ein, demonstrieren Dominanz. Bei Unsicherheit verschwindet dieser Raum. Es kann sogar sein, dass wir den Daumen unter den Fingern verstecken. In diesem Falle fühlen wir uns gehörig unter Stress gesetzt, stehen unter Druck.

Während wir reden, strecken wir eventuell den Daumen nach oben. Aber nur, wenn wir uns dabei auch sicher und überlegen wähnen. Der nach oben gestreckte Daumen ist ein Zeichen von Souveränität und wir finden diese Geste ab und an bei in Hosen- oder Sakkotaschen gesteckten Händen. Hier lugt der Daumen heraus wie ein Periskop. Manchmal strecken wir den Daumen nach oben, während wir die Arme vor dem Oberkörper verschränken. Ebenfalls ein Signal für Selbstsicherheit.

Eine sehr kraftvolle Geste, da sie ein großes Maß an Vertrauen (in die eigenen Worte und Fähigkeiten) ausdrückt, ist der „Turm“ (oder auch „Kirchturm“). Dabei führen wir die Fingerspitzen zusammen und bilden auf diese Weise ein Dach, wahlweise mit allen fünf Fingern oder weniger. Denken Sie an Frau Merkel.
Diese Geste zählt zu den stärksten Zeichen von innerem Vertrauen, die wir nonverbal ausdrücken können.

Wir reiben die Hände aneinander, wenn wir unter Stress stehen und uns selbst beruhigen möchten („Händekneten“). Ein typisches Bild ist hier der Verkäufer, der händereibend fragt, ob Sie den Wagen nun kaufen wollen. Der Stress wird in diesem Fall in seiner Angst vor einer negativen Antwort liegen.
Die nächste Steigerung bei Stress ist das Reiben der Handflächen aneinander bei ausgestreckten Fingern. In diesem Fall befinden wir uns unter höchster Anspannung schütten eine Menge Stress-Hormone aus.

Das Händeschütteln

Die normalerweise erste Berührung zweier Menschen findet in Form eines Handschlages statt. Zumindest im westlich geprägten Teil unserer Welt.
Da jegliche Berührung unser emotionales Zentrum anspricht, ist die Art und Weise, wie ein Händeschütteln stattfindet, alles andere als trivial.
Vermeiden Sie unter allen Umständen einen aggressiven Handschlag oder einen Griff wie ein Schraubstock.
Sämtliche Versuche, die Hand unseres Gegenüber zu „beherrschen“, indem sie diese zu sich ziehen, nach unten drehen etc. hinterlassen bestenfalls einen negativen Eindruck.
Bitte vergessen Sie nicht auf den Blickkontakt, ein Zeichen für Wertschätzung.
Benutzen Sie beim Händeschütteln auch nicht beide Hände, um auf diese Weise Macht zu demonstrieren, indem Sie die Hand des Gegenübers mit beiden Händen umschließen.

Wollen wir einer Aussage besonderes Gewicht verleihen, können wir Daumen und Zeigefinger (oder Mittelfinger) vorsichtig zusammenführen, als ob wir etwas Zerbrechliches halten. Meist streichen wir dann unbewusst die Finger aneinander. Ganz, als ob wir die Qualität unserer Worte nochmals prüfen wollten.

Souveränität ist an den Händen ablesbar

Während schnelle, abgehakte Bewegungen mit den Händen auf Unsicherheit, Hektik oder Nervosität schließen lassen, erzeugen wir Souveränität mit langsamen, harmonischen Gesten, die durchaus auch einiges an Raum einnehmen können. Wobei in diesem Falle Männer für gewöhnlich mehr Raum beanspruchen als Frauen.
Sollte Sie an Ihrem souveränen Auftreten arbeiten, dann hilft Ihnen vielleicht folgendes Bild weiter:
„Der König läuft weder voraus, noch wartet er darauf, bis das Volk endlich zu ihm aufschließt. Er ist es, der Takt und Tempo vorgibt und er ist es, auf den man wartet, niemals umgekehrt. All das geschieht mit Ruhe und königlicher Würde.“
Das erklären Sie nun am besten ihren Händen, die bei innerer Unruhe gerne mal zu fahrigen Bewegungen neigen.

Zum Schluss noch einige Hinweise zum Erscheinungsbild unserer Hände.
Wie wir uns um unsere Hände kümmern, so wird auch unsere Einstellung zu anderen Dingen interpretiert werden. Schmutzige, rissige Hände sollten ebenso vermieden werden wie dreckige Fingernägel.
Lange Fingernägel wirken bei Männern normalerweise übertrieben feminin. Nägelkauen ist immer ein Zeichen von Angst, Nervosität oder Unsicherheit. Und ja: Wir erkennen abgekaute Fingernägel!

Interessanterweise führt das Tragen zu vieler Ringe oder eines Ringes am kleinen Finger dazu, nicht ernst genommen zu werden. Gleichgültig, ob es sich beim Träger um einen Mann oder eine Frau handelt.

Das ist natürlich nur ein kleiner Auszug jenen Informationen, die wir von unseren Händen entnehmen können. Es macht jedenfalls Sinn, auf sie zu achten. Insbesondere, wenn Sie erfahren möchten, in welchem Zustand sich Ihr Gegenüber gerade befindet.

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